Lodz – eine Stadt voller Kultur

Die ehemalige Stoff-Fabrik Manufaktura ist heute ein Einkaufszentrum. © Helena Österdiekhoff
„Theo, wir fahr’n nach Lodz“ – dieser Songtitel von Vicky Leandros ist häufig der erste Satz, den wir Deutschen mit Polens drittgrößter Stadt verbinden. Dabei ist die Stadt nicht nur aufgrund ihrer Größe bedeutend, sondern insbesondere wegen ihres besonderen Charmes. Während eines Auslandssemesters bekam ich die Möglichkeit, von meinem Uni-Alltag als Jura-Studentin in Münster nach Lodz zu reisen, dort zu leben, und die Menschen sowie ihre Kultur kennenzulernen. Heute steht für mich fest: Lodz gehört zu den lebenswertesten Städten Polens.

Warum Polen?

Bevor ich mit zwei großen Gepäckstücken, voller Neugier und Vorfreude, aber auch Unbehagen zu meinem fünfmonatigen Aufenthalt aufgebrochen bin, wurde ich oft gefragt, warum ich mich eigentlich für Polen und ausgerechnet für Lodz entschieden habe. So ganz genau konnte ich die Frage gar nicht beantworten. 2016 war ich auf dem Weltjugendtag zu Gast in Krakau und somit neugierig geworden, Polen zu bereisen und unbekannte Orte zu entdecken. Mein erster Eindruck bestätigte die ursprüngliche Skepsis, die mir von vielen Freunden entgegengebracht wurde: Lodz wirkte wie eine graue „Arbeiterstadt“. Meine ersten Tage an der Universität lehrten mich das Gegenteil: Lodz entpuppte sich als lebendige und sowohl historisch, als auch kulturell interessante Stadt. Als Erasmusstudierende hatten wir zahlreiche Möglichkeiten, um das kulturelle Lodz kennenzulernen. Wir gingen beispielsweise ins Theater oder unternahmen eine geführte Tour, der an zahlreichen bekannten Wandmalereien vorbeiführte, die Lodz so unheimlich aufregend erscheinen lassen und die Stadt charakterisieren.

Piotrkowska: Eine Straße voller Leben

Das Semester nahm also seinen Lauf und ziemlich schnell war klar: das Leben spielt sich in Lodz auf der Piotrkowska ab, mit über vier Kilometer Länge ist diese Straße Europas längste Einkaufsstraße. Sie ist das Herz der Stadt und für mich als heimliches Wahrzeichen zu einem Lieblingsort während meines Aufenthalts geworden. Sie lädt zum Bummeln ein. In vielen gemütlichen Cafés und Restaurants kann das Leben in vollen Zügen genossen werden. Insbesondere lädt sie ein um zahlreiche polnische Speisen zu probieren. Sehr zu empfehlen sind Piroggen (gefüllte Teigtaschen) und Paczki (süßes Hefegebäck, ähnlich zu unseren Berlinern in Deutschland).

Manufaktura: Vom alten Fabrikgebäude zum Einkaufszentrum

Unweit der Straße „Piotrkowska“ befindet sich die Manufaktura. Früher war Lodz einer der wichtigsten Standpunkte der Textilindustrie. Die Manufaktura ist ein ehemaliges Fabrikgebäude, das durch Renovierungen zu einem Ort verwandelt wurde, an dem jeder auf seine Kosten kommt. Zahlreiche Einkaufsgeschäfte, ein Kino, verschiedene Museen und Restaurants sind ein Treffpunkt für die gesamte Stadt. Die Manufaktura zeigt sich als ein dynamischer Ort und besonders Jugendliche werden vom jungen und lebendigen Charme angezogen. Die alten Mauern der Fabrik zeigen das historische Lodz.

Vielfältiges Nachbarland: Polen

Die Entscheidung zu einem Auslandsaufenthalt in eines unserer Nachbarländer aufzubrechen, war für mich definitiv die richtige. Und auch die Wahl für Polens große unbekannte Stadt Lodz war perfekt. Ich hatte die Möglichkeit, in eine unbekannte Kultur einzutauchen und die Menschen, die Stadt und auch das Land in allen Facetten kennenzulernen. Lodz ist ein gutes Beispiel für die Wiederbelebung einer alten Industriestadt in eine junge und ansprechende Stadt, in der sich alle Menschen begegnen können und gerne zusammenleben. Ich bin mir sicher, dass Lodz sich auch in Zukunft immer weiter zu einer noch modernen Stadt entwickelt. Auf meinen nächsten Besuch bin ich schon jetzt gespannt. Bleibt mir nur zu sagen: unser wunderschönes Nachbarland Polen hat viel zu bieten – für jeden ist etwas dabei!

Serdecznie pozdrawiam,
Helena Österdiekhoff