Juwenalia Krakau: Eine kunterbunte Parade

Studierende der Krakauer Hochschulen feiern bei Juwenalia 2015 auf dem Großen Marktplatz. © Ricarda Lindau Studierende der Krakauer Hochschulen feiern bei Juwenalia 2015 auf dem Großen Marktplatz. © Ricarda Lindau

Die lauten Konzerte an milden Frühlingsabenden waren nur einige der großen Momente von Juwenalia Krakau. Ein Höhepunkt war die Parade der Studenten.

Schon zur Zeit der Volksrepublik Polen feierten junge Menschen im Mai die sogenannten „Tage des Studenten“. Inzwischen ist Juwenalia zu einer festen Tradition in fast jeder Universitätsstadt geworden. Die jährliche Parade der Studenten ist wie ein großer Karnevalsumzug aller Krakauer Hochschulen und gehört zum Bestandteil der Feierlichkeiten.

Am Freitagmorgen versammelten sich die kostümierten Studierenden auf dem Parkplatz des Reyman-Stadions, um gemeinsam Richtung Altstadt zu ziehen. Akademiker von zehn staatlichen Hochschulen präsentierten sich an diesem Tag wie an keinem anderen im Jahr. Trotz des Gemeinschaftsgefühls besteht immer ein Konkurrenzkampf zwischen den Studenten der altehrwürdigen Jagiellonen Universität (UJ) und der relativ jungen Berg- und Hüttenakademie (AGH). Die beiden größten Hochschulen der Stadt necken sich gegenseitig und konkurrieren unter anderem mit bunten auffälligen Kostümen.

Ricarda berichtete von Juwenalia Krakau und lief mit menschlichen Legofiguren bei der Parade. © Ricarda Lindau
Ricarda berichtete von Juwenalia Krakau und lief mit menschlichen Legofiguren bei der Parade. © Ricarda Lindau

Der Studentenrat der Jagiellonen Universität verteilte vor dem Umzug T-Shirts mit dem diesjährigen Motto „Imperium“. Das wurde allerdings weit interpretiert, denn fast jede Figur aus dem Imperium von Disney oder Warner war in menschlicher Gestalt anwesend. Viele hatten ihre kreative Energie in einer Gruppe zusammengebracht. Eine Herde pinker Einhörnchen galoppierte herum, eine Familie aus der Steinzeit präsentierte ihren erbeuteten Plüschtiger und Asterix und Obelix winkten fröhlich in jedes Objektiv.

Pantomime auf den Krakauer Straßen. © Ricarda Lindau
Pantomime auf den Krakauer Straßen. © Ricarda Lindau

Um zehn Uhr setzte sich der bunte Umzug, inzwischen auf mehrere hundert Teilnehmer angewachsen, in Richtung Altstadt in Bewegung. Die flanierenden Touristen beobachteten neugierig, wie sich die Westseite neben den mittelalterlichen Tuchhallen mit jungen Leuten füllte. Die Bühne, von der die Menge eingeschworen wurde, erschien viel zu klein in der Studentenmenge. Bei der Begrüßung aller Universitäten jubelten die jeweiligen Studierenden. Der dem Lautstärke-Pegel der Studierenden der Bergbauakademie ging der Punkt eindeutig an sie. Das originellste Kostüm, das es auf die Bühne schaffte, wurde von einem Pärchen getragen: Sie liefen nebeneinander als riesiger BH herum. Auch viele Studenten der technischen Fakultät der AGH bewiesen ihr Bastelgeschick: Ein Flugzeug wurde mitsamt der kostümierten Pilotin über den Köpfen getragen. Ebenso war ein „Pendolino“, der neue polnische Schnellzug, aus Pappe sowie römische Streitwagen unterwegs.

Eine verkleidete Pilotin wird von Kommilitonen getragen und hat die beste Aussicht. © Ricarda Lindau
Eine verkleidete Pilotin wird von Kommilitonen getragen und hat die beste Aussicht. © Ricarda Lindau

 

Auf der Bühne begrüßte der Oberbürgermeister Jacek Majchrowski die Studierenden und öffnete nach einer kurzen Ansprache eine Schatulle. Er holte einen goldenen Schlüssel, symbolisch für die Stadttore Krakaus gedacht, heraus. Dieser wurde in die Hände von zwei Studierenden gelegt und damit regierten sie ganz offiziell die älteste Universitätsstadt Polens.

Der Oberbürgermeister Jacek Majchrowski (links) legt mit dem goldenen Schlüssel symbolisch die Macht über die Stadt den Studierenden in die Hände. © Ricarda Lindau
Der Oberbürgermeister Jacek Majchrowski (links) legt mit dem goldenen Schlüssel symbolisch die Macht über die Stadt den Studierenden in die Hände. © Ricarda Lindau

Vor allem werden zahlreiche internationale Studierende Juwenalia noch lange in Erinnerung behalten. Eine vergleichbare jährliche Feierwoche gibt es an ihren heimischen Universitäten nicht. Insbesondere die friedliche und dennoch fröhlich-ausgelassene Atmosphäre prägte nicht nur die Parade, sondern alle Tage. Mein Fazit: Eine Reise nach Polen rund um die Tage des Studenten im Mai ist sehr empfehlenswert!